Eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn
Sendung vom 10. / 11. November 2018
Es ist die längste zusammenhängend durchgängig bediente Eisenbahnlinie der Welt. Eine Faszination nicht nur für Bahnliebhaber. Die Transsibirische Eisenbahn. Seit ihrer Errichtung in den Jahren 1891 bis 1910 löst sie eine ungeheure Anziehungskraft auf Reiselustige, Neugierige, Bahnfans und Entdeckungsfreudige aus. Unterschiedlichste Landschaften, Klima- und Vegetationszonen werden dabei durchfahren. Die Fahrt in den Regelzügen entspricht dabei keiner Luxusreise, auch wenn vor allem auf der beliebten Verbindung nach Peking, die nach Wladiwostok auf der Transmongolischen Eisenbahn weiter verläuft, entsprechende Angebote vorgehalten werden.
Wer eine Fahrt mit den Regelzügen der Transsibirischen Eisenbahn plant, sollte vor allem Zeit mitbringen. Alle zwei Tage fährt ein Zugpaar in Moskau und in Wladiwostok am japanischen Meer ab. Die Züge benötigen für die rund 9.300 Kilometer Strecke zwischen 144 und 160 Stunden. Anders gesagt: Sechs bis sieben Tage um vom Start- zum Zielbahnhof zu gelangen.
Die heute genutzte Strecke für die Gesamtverbindung wird erst seit den dreißiger Jahren befahren. Einst verkehrten die Züge zunächst weiter südlich über Tula. Die heutige Magistrale gilt als Hauptverbindungsroute der russischen Eisenbahn und wird von der staatlichen Bahngesellschaft betrieben. An der Strecke zweigen Linien nach Zentralasien, in die Mongolei und nach China ab. Es gibt auch eine durchgängige Verbindung von Moskau über Wladiwostok nach Pjöngjang in Nordkorea. Neben den durchgängigen Zügen werden auch zahlreiche Schnell- und Nahverkehrszüge angeboten, die die großen Städte direkt mit Moskau verbinden oder nur auf Teilstrecken verkehren. Außerdem gibt es so genannte „Elektrishkas“. Wären die einzelnen Haltepunkte nicht so weit voneinander entfernt, man würde in Mitteleuropa von Nahverkehrszügen sprechen. Sie halten auf jedem Bahnhof. Zumindest theoretisch wäre es möglich, mit ihnen von Moskau bis nach Wladiwostok zu fahren. Allerdings müsste man dann mehr als fünfzig Mal umsteigen. Meist ohne direkten Anschluss. Auf diese Weise würde die Fahrt mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Im Zug werden Speisen und Getränke angeboten. Zu unterschiedlichen Preisen und in nicht allzu großer Auswahl. Wer mit den Regelzügen reist, kann entweder im Liegewagen die Nächte verbringen. In den Schlafwagen werden Viererkabinen mit je 2×2 Betten angeboten, die längs zur Fahrtrichtung angeordnet sind. Allzu großen Komfort dürfen Sie von den Zügen nicht erwarten. Es ist aber genau dieser Charme, die netten Zugbegleiter und das Abenteuer Bahnfahrt, dass den besonderen Reiz der Tour ausmachen.
Die Streckenführung ist mehr als abwechslungsreich. Meist geht es durch Taigalandschaft. Interessant sind die sibirischen Abschnitte mit ihren großen Klimaunterschieden. Aber auch ausgedehnte Wald- und Feldgebiete werden durchfahren. Auch die kasachische Steppe bietet eine abwechslungsreiche und für mitteleuropäische Verhältnisse eher ungewöhnliche Landschaftsform. Mehrere Gebirge werden durchfahren. Besonders eindrucksvoll ist ein rund 300 km langer Streckenabschnitt, der entlang des Naturparadieses Baikalsee führt. Die Gleise verlaufen hier direkt am Ufer.
Zahlreiche große Städte liegen entlang der Strecke. Von Moskau geht es vorbei an Nisshni Nowgorod und Kasan nach Jekatarinenburg und Omsk. Weiter nach Nowosibirsk und schließlich über Irkutsk bis zum Japanischen Meer bei Wladiwostok. Zudem werden nicht weniger als 16 große Flüsse überquert. Von der Wolga im Westen bis zum Ussuri im Osten. Insgesamt verläuft die längste aller Bahnverbindungen über 7.900 km Länge in West-Ost-Richtung. Die übrigen 1.400 km sind in Nord-Süd-Richtung angelegt.
Es gibt Touren mit der Transsibirischen Eisenbahn, bei denen der Urlauber die Fahrt tageweise für Ausflüge in die an der Strecke gelegenen Städte unternehmen kann. Dieses Marktsegment befindet sich allerdings noch in der Entwicklung und ist mit Fahrten in Luxuszügen wie in anderen Regionen der Welt nicht zu vergleichen. Sicher geht, wer die Komplettangebote bucht, entweder nonstop oder mit Fahrtunterbrechung. Diese werden von zahlreichen Reiseveranstaltern wie Lernidee angeboten und sind über das Internet oder im Reisebüro erhältlich.